Januar 2021

 

Liebe Freundinnen und Freunde

Am Abend eines wunderschönen Wintertages schreibe ich Euch im Namen des Vorstandes ein paar Zeilen, noch ganz erfüllt von der äusseren Pracht im Amt. Die Menschen sind draussen, am Spazieren, Kinder am Schlitteln – und die Tage werden fühlbar wieder länger. Das tut gut, und ich hoffe, dass Ihr das auch so erlebt. Nun habe ich die Musse zurück und vorwärts zu schauen

Noch plagt uns Corona, aber wenigstens ist der Wahnsinnige in Washington vorerst einmal versenkt. Und trotz unserer knappen Abstimmungsniederlage, vielleicht gerade wegen unserer Kampagne gibt es Erfreuliches zu berichten

  • Ein Genfer Gericht hat den Rohstoffhändler Benny Steinmetz zu fünf Jahren Haft und einer saftigen Busse verurteilt. Er habe sich mit seinen in Guinea bezahlten Schmiergeldern auf Kosten eines der ärmsten Länder bereichert; Motiv Egoismus. Der Tagi schreibt: „Im Gerichtssaal schwebte der Geist der Konzernverantwortungsinitiative“. Recht so!

 

  • Wenige Tage vor der Abstimmung versuchte Glencore die Glaubwürdigkeit der KoVI-Kampagne mit einer gerichtlichen Klage gegen die Formulierung „Glencore tötet Kinder“ zu untergraben. Jetzt wird vermeldet, was von Anfang an klar war: Glencore hat die Klage zurückgezogen. Das Risiko, dass ein Gericht den Satz über die Firma als zwar etwas zu stark, aber in der Sache korrekt beurteilt hätte, war den Leuten in Baar offenbar zu gross.

 

  • Im Sommer hatte Ständerat Ruedi Noser noch vollmundig erklärt, die KoVI würde problemlos gebodigt. Der Schock nach dem 29. November muss tief sitzen; Wirtschaftsvertreter*innen zeigen Angst vor der Zivilgesellschaft, die sich mit vielen kleinen und grossen Organisationen und Initiativen engagiert hat. Die Steuerabzugsberechtigung soll den Hilfswerken, die sich für weltweite wirtschaftliche Gerechtigkeit einsetzen, entzogen werden. Das Niveau entspricht dem eines hilflosen Vaters, der einem Pubertierenden mit Taschengeldentzug droht. Wie armselig!

Das sind nur drei Beispiele; ich bin sicher, es werden weitere folgen. Die Konzernverantwortungs-initiative hat etwas bewirkt. Wir haben im Säuliamt etwas bewirken können. Das ist gut so. Dazu noch eine Rückblende: In den Achtziger Jahren hat die drohende N4 die Bevölkerung mobilisiert. Zwar wurde der Autobahnbau nicht verhindert, aber verzögert und mithin entscheidend verbessert (so der Bundesrat). Erfahrungen der damaligen Aktionen haben die Glencore-Initiativen in den Gemeinden 2012/13 mitgeprägt; diese wiederum sind mit Knonaueramt solidarisch in der Kampagne für die KoVI besonders aktiv gewesen. Wir hoffen, dass diese Erfahrungen weiter fruchtbar gemacht werden können. Andere Schwerpunkte vielleicht, andere Personen, aber die gleiche Stossrichtung: Gerechtigkeit, Umwelt, Menschenrechte.

Eigentlich müsste dies alles an einer Jahres- und vielleicht Schlussversammlung von Knonaueramt solidarisch dargelegt und diskutiert werden. Dies ist zurzeit leider nicht möglich, aber ich will Euch versichern: Wir werden uns, sobald dies möglich ist, in einem festlichen Rahmen treffen und dabei auch über allfällige weitere Perspektiven reden. Gerade bei der anstehenden Abstimmung über das Freihandelsabkommen mit Indonesien merke ich, dass mir, uns eine gute Möglichkeit zur Diskussion fehlt. Ich freue mich mit dem ganzen Vorstand schon jetzt auf unser Treffen.

Leider muss ich in diesem Brief auch mitteilen, was Ihr sicher im Anzeiger gelesen habt: Ursula Kreidler ist am Neujahrstag verstorben. Ursula ist uns seit Hausen solidarisch eine liebe Mitstreiterin gewesen. Sie hat unsere Aktionen aktiv tätig mitgetragen und ist für die Sache der KoVI, aber vor allem generell der weltweiten Gerechtigkeit persönlich eingestanden. Ich denke mit grosser Dankbarkeit an sie.

Mit einem herzlichen Gruss im Namen des Vorstandes

 

Franz Schüle